- Kapitel 148 -

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Die Sonne nähert sich der Bergkette, was lange Schatten über den Boden wirft. Eliana wirft entschlossen einen Blick durch die Zweige der Büsche.
„Es ist so weit. Macht euch bereit", flüstert sie und wirft den beiden Magiern hinter sich einen Blick zu.
„Die Frage bleibt bestehen..wie kommst du ins Dorf der Konoda?", knirscht Midan, woraufhin Eliana auf die Äste der Bäume deutet.
„Ich werde mich hineinschleichen", meint sie und sieht Midan stumm nicken.
„Die Wachen haben ihren Blick stur geradeaus gerichtet. Sie werden also nicht vermuten, dass jemand über die Bäume eindringt", erklärt sie und schiebt die Beiden nach vorn.
„Nun macht schon. Ich werde mich beeilen zu euch zu stoßen. Haltet eure Augen und Ohren offen. Vielleicht schnappt ihr Informationen über Settos Aufenthaltsort auf. Das würde uns die Arbeit um einiges erleichtern", meint sie, ehe sie hastig den Baum zu ihrer Rechten hinaufklettert. Seufzend schüttelt Midan den Kopf, ehe er seinen Bruder am Kragen packt und hinter sich herschleift.

Sie verschwinden in den Schatten und tauchen hinter der Gebietsgrenze wieder auf. „Midan..lass uns dort hinten warten", flüstert Moran und deutet auf ein schattiges Fleckchen hinter einer Hauswand, welches direkt vor den Ästen liegt, welche Eliana zu erreichen versucht. Stumm nickt der Blauhaarige und taucht erneut in den Schatten ab.

„Wo bleibt sie denn?", murrt Midan und sieht sich besorgt um.
„Sie wird kommen. Gedulde dich noch ein wenig. Es ist deutlich schwerer sich unbemerkt durch die Baumwipfel zu bewegen", kontert Moran leise und starrt auf den Ast, welcher dem Boden am Nächsten ist. Plötzlich wird der junge Magier ruckartig zurück in die Schatten gezogen, als zwei Konoda murmelnd vorbei laufen.
„Bleib wachsam", raunt Midan seinem Bruder zu, der stumm nickt.
„Anscheinend soll diese Magierin keinerlei Verbindung zu den Kestrels haben. Wieso sie ihnen geholfen hat weiß man nicht. Zumindest hat der Älteste keine Antwort darauf gehabt", hören sie einen der beiden Feuermagier reden. „Ich kann es mir auch nicht erklären, doch das spielt keine Rolle. Sie hat Tosan getötet. Das wird sie noch bereuen. Ob die Kestrels nun etwas damit zu tun haben oder nicht ist mir völlig gleich. Dieser blonde Teufel hat Vorrang!", knirscht der andere und ballt seine Fäuste.
„Sie soll nicht nur Tosan vernichtend geschlagen haben. Auch Helarion soll ihr unterlegen gewesen sein, dabei entstammen sie der gleichen Magierklasse. Dieses Blondchen ist wahrlich gefährlich", entgegnet der andere nachdenklich. „Ob sie wegen ihm hier ist?", fügt er leise hinzu, woraufhin Midan konzentriert zuhört.
„Wegen des Fuchses? Was sollte eine Energiemagierin mit einem Feuerfuchs zuschaffen haben?", blafft sein Kumpane, weshalb Midan seine Lippen zu einem fiesen Grinsen verzieht.
„Findest du es nicht seltsam? Wir finden einen Feuerfuchs bei den Kestrels und dann taucht auch noch sie auf..Ich glaube das hängt alles miteinander zusammen", kontert der andere und fasst sich nachdenklich an die Stirn. Sie haben Midan und Moran bereits fast passiert, weshalb Midan in den nächsten Schatten hechtet. Er muss einfach mehr erfahren. Vielleicht wissen die beiden auch, wo Setto gefangen gehalten wird. Eliana wird sie schon finden, denkt er sich und greift nach Morans Arm.

Während Midan und Moran den beiden Feuermagiern folgen hat Eliana es endlich auf besagten Ast hinter der nächsten Hauswand geschafft. So leise wie möglich lässt sie sich auf den Boden gleiten, als die Luft rein ist. Sie sieht keine Spur ihrer Verbündeten, weshalb sie davon ausgeht, dass sie sich noch immer in den Schatten aufhalten. Sie presst sich dich an die Hauswand und lugt um die Ecke. Unzählige Konoda schlendern auf dem Marktplatz umher und tragen Fackeln mit sich, um den Weg zu erhellen. Eliana verzieht mürrisch ihr Gesicht. Das machen sie nicht nur, um besser zu sehen, sondern um immer Feuer parat zu haben, selbst wenn sie ihre Magie nicht nutzen können. Das weiß sie, aufgrund von Embers Training mit Tarik. Nachdem die Katze aus dem Sack war und Embers wahre Magierklasse aufgedeckt wurde, trainierte Tarik sie noch ein weiteres Mal. Dabei gab er ihr viele Hinweise, die ihr in der Zukunft helfen sollten. Einer davon war, immer Feuer um sich zu halten. Ob es nun eine Fackel sei, ein brennender Busch oder Baum. Sie sollte stets Zugang dazu haben. Das waren seine Worte. Seufzend lehnt sie sich zurück und geht ihre Möglichkeiten durch.
Sie muss sich bewegen.
Zu lange an einem Ort zu verweilen würde sie früher oder später auffliegen lassen. Auf leisen Sohlen schleicht sie von Haus zu Haus und schnappt die unterschiedlichsten Gespräche auf. Als sie am größten Haus ankommt staunt sie nicht schlecht. Es sieht weitaus prunkvoller aus, als die anderen Bauwerke. Sie klammert sich an den Fensterrahmen im Erdgeschoss und linst verstohlen darüber.
„Ich hoffe doch, dass die Vorbereitungen gut laufen, Ferigon", erklingt eine melodische Stimme. Eliana reißt die Augen auf, als sie erkennt, wer da im Schneidersitz auf dem Boden sitzt.
„Selbstverständlich, eure Hoheit. Es ist alles bereit. Ihr müsst nur das Signal geben und meine Truppen sind zur Stelle", entgegnet ein alter Mann mit langen grauen Haaren, während er sich tief verbeugt.
„Sehr gut..das ist sehr gut", lacht der Blondschopf, welcher in Seidengewändern gehüllt ist. „Wir werden Adaron in die Knie zwingen ohne, dass sie auch nur den Hauch einer Chance haben werden. Die Kraft des Feuers ist wahrlich zerstörerisch. Sie waren Narren all die fähigen Feuermagier zu verstoßen! Ihre lächerliche Streitkraft bestehend aus dem schwarzen Ring wird nichts weiter tun können, als dabei zuzusehen, wie ihr geliebtes Königreich den Bach untergeht", fügt er mit teuflischem Grinsen hinzu, was Eliana schockiert zusammenfahren lässt.
„Natürlich, euer Hoheit. Durch diesen Tölpel haben wir ihre Führungsriege schließlich erschüttert. Wenn er erst an der Spitze steht ist es ein Leichtes für uns ins Königreich Adaron einzumarschieren", pflichtet der Alte ihm bei. „Das Veros sich tatsächlich als so nützlich erweisen würde..es tut mir fast schon leid, dass wir ihn ebenfalls hinrichten werden" lacht der Prinz des Königreichs Trios hämisch, während Eliana die Brauen zusammenschiebt.
Sie planen einen Angriff auf Adaron?
„Dadurch, dass Kalen im Kerker sitzt und Sekurion nichts weiter tun kann, als vor dem Königshof zu knien haben wir die Karten in der Hand. Ohne die beiden ist das Reich völlig aufgeschmissen", ergänzt der Prinz und ballt süffisantgrinsend seine Hand zur Faust. „Sobald ich Adaron erst unterworfen habe kann Vater nicht anders, als mir die Krone zuzusprechen", entkommt es ihm irrwitzig grinsend.
„Prinz Karem, was geschieht jedoch, sollte Veros sich tatsächlich als Hindernis entpuppen?", hakt der Alte besorgt nach, hebt den Kopf jedoch nicht.
„Das wird nicht passieren. Dieser Wicht ist den Feuermagiern nie und nimmer gewachsen. Die einzigen, die es wären sind momentan machtlos. Ihnen sind die Hände gebunden und sobald der Königshof davon erfährt ist es bereits zu spät etwas auszurichten. Sekurion und Kalen würden niemals rechtzeitig zur Stelle sein, um ihr ach so geliebtes Reich zu beschützen. Schutt und Asche zu verteidigen..würde selbst den beiden zuwider sein", kontert Prinz Karem lachend, ehe Eliana sich schockiert den Mund zuhält.
Ist Ember etwa deshalb hier?
Sind die Magier des schwarzen Rings ihnen etwa auf die Schliche gekommen?
„Selbstverständlich, eure Hoheit. Doch..werden sie sich fügen?", bohrt der Alte weiter nach und erntet einen unzufriedenen Ausdruck des Prinzen.
„Selbst wenn nicht..was macht das für einen Unterschied? Entweder sie schließen sich uns an oder sterben. Sie haben keine große Wahl, denkst du nicht auch?", kontert der Prinz und sieht den Alten hektisch nicken.
„Ein brillanter Plan, ein vorzüglicher Plan, eure Hoheit", stammelt er untertänigst, was Eliana beinahedie Galle hochbringt.
„Wie mir zu Ohren kam seid ihr in den Besitz eines Feuerfuchses gekommen?", wechselt Prinz Karem das Thema, weshalb die Blondine sich zusammenreißt und weiter lauscht.
„Ja, in der Tat! Er ist noch jung, doch ein wahres Prachtstück. Wollt ihr ihn sehen?", bietet der Alte an, woraufhin Karem lächelnd nickt. „Natürlich, er könnte von großem Nutzen sein", entgegnet er und erhebt sich.
„Bringt mich zu ihm", weist er ihn an, woraufhin der Alte aufspringt und sich sputet. Eliana hingegen beißt die Zähne zusammen und sieht sich prüfend um.
Das ist ihre Chance Setto zu finden.
Sie schleicht die Wände entlang und hat ihren Blick dabei stets auf den Prinzen gerichtet. Sie wusste, dass Prinz Karem ein wahrlich niederträchtiger Zeitgenosse ist, doch dass er so große Abgründe vorzuweisen hat, hatte nicht einmal Eliana vermutet. Die Beziehungen zum Königreich Trios waren seit jeher angespannt. Sie hat in den alten Schriften ihres Vaters einiges herausgefunden. Auch über den Friedenspakt zwischen den beiden Königreichen stand einiges geschrieben. Trios schien schon damals nicht begeistert davon gewesen zu sein, doch sie hatten keine andere Wahl, als einzuwilligen. Der schwarze Ring war einfach zu mächtig. Sie mussten dem Pakt zustimmen, um ihr Überleben zu sichern. Dass das Königshaus Trios hinter dem Attentat während des Duells der magischen Künste steckt, hatte Eliana nicht in Betracht gezogen. Doch es muss stimmen. Prinz Karem hatte es schließlich soeben bestätigt. Auch General Veros Mittäterschaft ist somit unumstößlich.
Dieser Narr.
Dachte er wirklich es wäre clever einen Deal mit Trios einzugehen?
Eliana schüttelt den Kopf darüber. Sie hatte ihn für intelligenter gehalten. Sie hatte ihn verehrt. Jetzt empfindet sie nur noch Scham. Wie konnte sie solch einem Blender nur hinterherlaufen?

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