- Kapitel 150 -

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Eliana reißt das Fenster auf der Rückseite des Schuppens gewaltsam auf und klettert unbeholfen hinein, während Midan ihr leise folgt. Die Blondine kommt unsanft auf dem Boden auf, ehe sie sich den Hintern reibt.
„Pfft, an deiner Eleganz musst du noch ein wenig arbeiten", flüstert Midan leise lachend, ehe sie ihm einen wütenden Blick zuwirft.
„Sei still", murrt sie und richtet sich ächzend wieder auf. Hastig blickt sie sich um und kneift die Augen zusammen. Der Schuppen liegt in völliger Dunkelheit.
„Verdammt..ich kann nichts sehen", flüstert sie mürrisch und wird von Midan an der Hand genommen.
„Überlass das mir", meint er und zieht sie hinter sich her. Langsam gehen die beiden immer weiter ins Innere des Schuppens. Eliana umklammert Midans Hand, da sie nicht einmal einen Meter voraus sehen kann.
„Da ist er", flüstert Midan und kniet sich im nächsten Moment nieder. „Hey Kleiner..hab keine Angst wir sind hier um dich zu retten", flüstert er und streckt seine freie Hand aus. „Na los komm schon", drängt er und versucht Setto zu erwischen, doch er weicht geschickt aus. „Dafür haben wir keine Zeit..bitte..", haucht er angestrengt, während Eliana hinter ihm in die Hocke geht.
„Lass mich es einmal versuchen. Ich weiß, dass er keine guten Erinnerungen an mich hat, doch womöglich verbindet er mich dennoch mit meiner Schwester", meint sie und robbt sich nach vorn.
„Setto? Ich bin es..Eliana..ich bringe dich zurück zu Ember! Ich verspreche dir, dass ich dich nicht noch einmal hintergehe. Bitte..vertraue mir", flüstert sie und sieht ein schwaches Feuer vor sich. Erstaunt hebt sie die Brauen, als sie in Settos gelb leuchtende Augen sieht.
„Setto!", entkommt es ihr erleichtert, ehe sie ihre Hände auf den Boden wirft.
„Es tut mir so leid! Bitte vergib mir..ich weiß ich habe dir Schreckliches angetan..doch ich will es wiedergutmachen! Ich bin dir all die Zeit über gefolgt. Ich werde dich zu Ember bringen, selbst wenn ich dabei mein Leben verliere", schluchzt sie und drückt ihre Stirn auf den sandigen Boden.
„Dafür musst du aber jetzt mit uns kommen. Bitte..Setto..vertraue mir ein letztes Mal", haucht sie, während ihr stille Tränen die Wangen entlang rinnen. Der Feuerfuchs sitzt nach wie vor regungslos vor ihr und beobachtet die Szene vor sich.
„Ich habe wirklich alle Hebel in Bewegung gesetzt um dich zu finden. Ich habe alles gegeben..alles getan was in meiner Macht stand, um dich zu meiner Schwester bringen zu können. Bitte..du willst doch auch wieder an ihrer Seite stehen, oder nicht? Du vermisst sie doch? Ember ist krank vor Sorge um dich! Sie hat nicht geschlafen..nicht gegessen..hat unerbittlich nach dir gesucht..sie würde alles tun, um dich wieder an ihrer Seite zu haben. Bitte Setto..ich möchte euch wieder vereinen. Ich werde dich mit meinem Leben beschützen bis du wieder an ihrer Seite weilst, das schwöre ich!", entkommt es ihr mit zitternder Stimme, während Midan ihr ausdruckslos entgegen sieht. Er weiß nicht, ob Setto sich dadurch besänftigen lässt. Er macht nicht den Eindruck, als würde er ihr folgen wollen.
„Eliana..", haucht Midan und legt ihr eine Hand auf die Schulter. „Ich weiß, dass das nicht nur leere Worte sind, doch..Setto scheint noch immer Zweifel zu haben. Hast du nichts, was du ihm geben kannst? Nichts, was ihn umstimmen würde?", flüstert der Blauhaarige, während Eliana zischend den Mund verzieht.
„Ich habe nichts weiter als mein Wort..wenn das nicht ausreicht dann..", murmelt sie und fasst sich niedergeschlagen an den Mund. Setto erhebt sich derweil und kommt auf sie zu. Er berührt die Energiemagierin mit seiner Schnauze, ehe ein dumpfes Licht erscheint. Vor Elianas Augen ziehen all die Erinnerungen der letzten Monate vorüber. All die Dinge, die währenddessen geschehen sind.
Die Szenen in der Stadt.
Das Wasserloch, die kühlen Nächte, die sie draußen verbracht hatte.
Die Siedlung der Kestrels, der Kampf mit den Konoda, die Zeit im Hospital, die Trauerfeier, die Laube..All diese Dinge ziehen an ihr vorüber.
Du verstehst das nicht! Ich muss ihn zurück bringen", hört sie sich sagen.
Nein, ich werde Setto zurückholen und wenn es das Letzte ist, was ich tue", erklingt ein weiteres Echo.
Ich werde jede Strafe akzeptieren",
Es ist an der Zeit nicht mehr davonzulaufen",
Kümmere dich gut um diese Riesenkatze hier, sollte ich das nicht mehr können. Das ist alles, worum ich dich bitte".

Erschöpft stützt sich die Blondine auf dem Boden ab und atmet schwer, als das Licht erlischt. Der Feuerfuchs hingegen schmiegt sich an sie, was sie den Kopf heben lässt.
„Soll das heißen du kommst mit uns?", haucht sie schwer atmend und richtet sich ächzend auf, ehe Setto ihr auf die Arme springt.
„Ich denke er hat seine Entscheidung getroffen", pflichtet Midan ihr bei und sieht sich prüfend um. „Lass uns keine Zeit verlieren", meint er nun und hebt ihr eine Hand hin. Er zieht sie nach oben und rennt hinüber zum Fenster, durch welches sie hineingeklettert sind.
„Na los, ich helfe dir", flüstert er und faltet seine Hände für eine Räuberleiter. Ohne zu zögern nickt Eliana und schiebt Setto auf ihre Schultern. „Halt dich gut fest, Setto", murmelt sie und quetscht sich durch die Öffnung, ehe sie auf dem Boden landet. Erneut reibt sie sich den Hintern, ehe Midan ihr elegant hinaus folgt. Scharfes Lufteinziehen ist zu hören, als Eliana den Blick hebt.

„Wie reizend..wir haben Besuch", erklingt es von einem der Konoda, der Moran fest im Griff hat. „Es tut mir leid", ächzt er, woraufhin Midan die Brauen zusammenzieht.
„Lasst ihn gehen", droht er und greift nach seinem Schwert.
„Nur nicht so schnell..ihr wollt doch nicht, dass dem kleinen Kerl hier etwas geschieht, nicht?", säuselt der andere und hält Moran seine Klinge an den Hals. Fieberhaft sucht Eliana nach einer Lösung, doch auf die Schnelle will ihr einfach nichts einfallen.
„Übergebt uns den Feuerfuchs und wir verschonen euer Leben", reißt der Konoda die Magierin aus den Gedanken, woraufhin auch sie einen wütenden Ausdruck auflegt.
„Nicht im Traum", zischt sie und erhebt sich. „Wie wohl der Älteste reagieren wird, wenn er erfährt, dass die Kestrel dich doch unterstützen..", blafft der Konoda spitz und verzieht seine Lippen zu einem Grinsen.
„Das ist irrelevant. Der Fuchs gehört euch nicht", wirft Midan ein und stellt sich schützend vor Eliana.
„Nun..wenn das so irrelevant ist habt ihr sicher auch nichts dagegen wenn ich dem Jungen hier die Kehle durchschneide", kontert der Rotschopf grinsend, woraufhin Midan sich verkrampft. „Wenn du deine Hand auch nur einen Millimeter weiter bewegst schwöre ich dir, wirst du es bereuen", herrscht Elian zornig und spürt die Wut in ihr hochkochen.
„Das würde ich zu gern sehen", lacht er und drückt Moran die Klinge eng an die Haut. „Es ist doch ganz einfach..gebt mir den Fuchs und ich gebe euch den Jungen. Wir vergessen das alles und machen weiter, als wäre das hier nicht geschehen. So gnädig wird der Älteste nicht sein, sobald er davon erfährt", säuselt der Rotschopf erneut und fuchtelt angeberisch mit seinem Schwert vor den beiden herum. „Midan..erinnerst du dich an dein Versprechen?", meint Eliana und umgreift Settos kleinen Körper. Verwirrt sieht der dunkle Magier ihr entgegen.
„Ich bitte dich um einen weiteren Gefallen..", flüstert sie und drückt dem Blauhaarigen den Fuchs in die Arme.
„Sorge dafür, dass Setto nach Hause kommt. Bring ihn zurück!", fleht sie mit Nachdruck, ehe sie in den Sprint übergeht.
„Eliana!", ruft er ihr erschrocken nach, doch sie denkt nicht daran anzuhalten.

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