- Kapitel 92 -

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Mit einem dezenten Lächeln beobachtet er Ember, wie sie freudestrahlend mit ihren neuen Kameraden ins Gespräch kommt. Dewi, der mittlerweile endlich jemanden gefunden zu haben scheint, der kleiner ist als er benutzt sie lachend als Stütze. Salem starrt sie nach wie vor fassungslos an, während Hera beinahe platzt vor Schadenfreude.
„Die Kleine ist wirklich der Wahnsinn!", prustet sie lauthals hervor und hält sich den Bauch.
„Habt ihr Chronus Gesicht gesehen! Ember du bist echt unglaublich!", pflichtet ihr auch Ray bei, der sich zu Hera gesellt hat.
Eine Weile verfolgen die beiden Generäle das Treiben schweigend, ehe Levion die Stille bricht ohne den Blick von Kalens Trupp zu nehmen.
„Und, was sagst du zu deinem neuen Truppzuwachs?", lacht er, während Alastair mit weiteren aufsteigenden Tränen kämpft.
„Ich bin so unfassbar stolz und erleichtert. Ich kann mich kaum zusammenreißen", säuselt er und wischt sich hastig übers Gesicht, woraufhin Sorin lediglich den Blick zu ihm hinab schwenkt.
„Ach ja? Das freut mich überaus. Doch solltest du deine Meinung doch ändern bin ich gewillt sie mit offenen Armen in meinem Trupp zu empfangen. So wie es scheint sind auch einige meiner Magier nicht abgeneigt", triezt er, während er zu Chronus schielt, der Ember nicht aus den Augen lassen kann. Augenblicklich fährt es dem langhaarigen General kalt den Rücken hinab, weshalb er verdutzt zu Kalen blickt, den seine finstere Aura nahezu vollständig umschließt. Seine starke magische Kraft ist sogar bis hier her zu spüren.
„Ich warne dich. Solltest du es auch nur ansatzweise versuchen..ich ziehe dir jeden deiner Fingernägel einzeln ab", droht Alastair mit stechendem Blick, was Levion ein herzhaftes Lachen entlockt.
„Keine Sorge, du wirst sie schon sehr bald wieder in deine Arme schließen können, mein Lieber. Ich sehe eine glorreiche Zukunft vor Ember liegen", entgegnet er noch immer glucksend und sieht seinem langjährigen Freund dabei zu, wie er verlegen den Blick zur Seite schweifen lässt. Sorin hingegen hebt interessiert eine Braue.
„Um das zu wissen benötige ich die Macht in die Zukunft blicken zu können nicht. Das weiß ich auch so", entgegnet Alastair und versucht damit seine Verlegenheit zu überspielen.
„Ach, na dann..siehst du auch voraus, wie sich eure gemeinsame Beziehung zueinander entwickeln wird?", triezt er schelmisch und treibt seinem Freund die Röte ins Gesicht.
„So so? Keine Wiederworte?", fragt er provokant und erntet lediglich ergebenes Seufzen seitens Alastair. „Weshalb denn auch? Bei dir ist es ohnehin nutzlos. Du wusstest doch bereits von Anfang an Bescheid", entgegnet er mit verschränkten Armen und senkt den Blick. Ein triumphales Grinsen schleicht sich auf Levions Lippen.
„Mit dieser gnadenlosen Ehrlichkeit habe selbst ich nicht gerechnet", gibt er offen zu und sieht hinab zur Zeitkugel.
„Gedulde dich noch ein wenig", beruhigt er ihn, kann es allerdings einfach nicht lassen noch mehr aus Alastair heraus zu kitzeln.
„Nun, ich habe nicht gescherzt. Möchtest du es wissen?", hakt er nach und sieht dabei zu Ember. Auch Alstairs Blick ist auf sie gerichtet. Seine Augen funkeln bei ihrem Anblick. Es ist genauso, wie er es sich vorgestellt hat. Embers melodisches Lachen, das den Raum erfüllt. Ihre strahlenden Augen, ihre Leichtigkeit. Verträumt seufzt der schwarzhaarige Magier.
„Nein, ganz gleich was auch noch auf uns wartet..ich möchte es mit ihr gemeinsam erleben. Bis dahin werde ich warten. Ich bitte dich auch darum ihr nichts davon zu erzählen. Selbst wenn sie meine Gefühle bereits erwidert, so möchte ich es ihr erst sagen wenn ich ihre strahlenden Augen wieder sehen kann", lässt er ihn wissen, woraufhin Levion verschmitzt lächelt.
„Wenn das so ist, sind meine Lippen versiegelt", entgegnet Sorin freudig lächelnd. Der langhaarige General weiß genau, wie sehr es seinem Freund auf der Seele brennt die Wahrheit zu erfahren. Er kann sein Verlangen nach Ember förmlich aus der Luft greifen. Dass er dennoch so standhaft bleibt und auf den richtigen Moment warten möchte überrascht ihn daher sehr.
Mit gedankenverlorenem Blick beobachtet er Ember dabei, wie sie gerade knallrot anläuft, nachdem Hera einige Worte an sie gerichtet hatte.
Nicht nur Ember, sondern auch Alastair hat sich stark verändert. Er wusste, dass es die richtige Entscheidung gewesen war, seinem langjährigen Freund damals ein wenig auf die Sprünge zu helfen. Von ganz allein wäre er womöglich nie über seinen Schatten gesprungen. Er hätte sich niemals freiwillig für Ember entschieden. Umso glücklicher macht es ihn, nun mitansehen zu dürfen, was für einen positiven Einfluss sie auf Alastair hat.
Levion wünscht sich tatsächlich nichts mehr, als dass sich das Blatt auch für seinen Freund endlich einmal zum guten wendet. Es hat schließlich lange genug über ihm geregnet. Es wird Zeit für die Sonne, Zeit für die Wärme. Wie passend, dass Ember eine Feuermagierin ist. Feuer spendet schließlich allem voran Wärme, denkt er sich schmunzelnd und lobt sich innerlich selbst für diesen Wortwitz.
Er lässt seinen Blick erneut zu Alastair wandern, der Ember nach wie vor verzaubert ansieht.
Ach mein lieber Freund, wenn du nur wüsstest, wie sehr sie dir bereits verfallen ist. Könntest du doch nur genau jetzt, in diesem Moment ihre Gedanken lesen, schießt es Levion grinsend durch den Kopf.

„Meine Loyalität gilt ganz und gar General Kalen..", das sagte Ember zwar, doch was ihr in dem Moment durch den Kopf ging, blieb jedem verborgen.
Jedem, bis auf Levion.
Nein, es ist viel mehr als nur meine Loyalität..Ich fürchte ich kann es nun wirklich nicht länger leugnen..Mein Herz gehört auch einzig und allein ihm. Dieser Mann..dieser Mann macht mich einfach wahnsinnig. Ich werde ihn aus dem Kerker holen und ihm..vielleicht..ganz vielleicht nur..sagen, wie viel er mir wirklich bedeutet"

Blind FireWhere stories live. Discover now