- Kapitel 14 -

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Während Ember sich durch die erste Etappe schlägt und nach einem Weg sucht ihre Gegner auszuspielen bricht derweil eine aufgeregte Diskussion in der Loge der Generäle aus. In dem luxuriös eingerichteten Raum schweben mehrere Übertragungsmonitore in der Luft und zeigen vordergründig die zehn Teilnehmer des Duells, die momentan an der Spitze stehen. Weiter hinten, in der Nähe des Eingangsbereichs schweben weitere, kleinere Monitore, die die nächsten zehn Kandidaten ablichten, denen so gut wie keine Aufmerksamkeit geschenkt wird. Natürlich tummeln sich die Generäle vor den Monitoren, die die Favoriten zeigen. Sie verfolgen gespannt den Verlauf des Duells und haben insgeheim schon den ein oder anderen Liebling für sich auserkoren.

„Ich sage es euch, das Luft- und Wasserduo wird übrig bleiben", entkommt es Calidi, Nummer acht der zwölf Generäle. Überzeugt unterstreicht er seine Aussage mit langsamem Nicken.
„Ich setze weiterhin auf die zwei Erdmagier im Untergrund. Sie haben sich bereits von Anfang an geschickt und versteckt durch den Untergrund gearbeitet. Es hat sie zwar einiges an Zeit gekostet sich so tief in die Erde zu graben, doch es hat sich ausgezahlt", wirft Letro dementierend ein und erntet einen genervten Blick seitens Amaya und Calidi.
„Ich würde die junge, zepterschwingende Energiemagierin nicht unterschätzen. Sie ist bis jetzt hervorragend durchgekommen und hat sich sogar gegen die Nekromanten durchsetzen können", äußert Amaya zufrieden lächelnd und stemmt dabei eine Hand in die Hüfte.
„Pfft, das war reines Glück. Ihr Energiestoß hätte den Nekromanten nicht solch großen Schaden hinzugefügt, wenn der Gravitator nicht zuvor übers Schlachtfeld gehuscht wäre und für eine kurze Zeit die Schwerkraft ausgesetzt hätte", erklärt General Resu, Nummer neun der Generäle, empört und verschränkt dabei zeternd die Arme vor der üppigen Brust. Amaya rümpft wiedersprechend die Nase und wirft sich ihr langes braunes Haar über die Schultern.

Währenddessen verfolgt General Alastair Kalen desinteressiert die hitzigen Diskussionen seiner Kollegen und schwenkt gelangweilt sein Glas Wasser hin und her. Als Nummer zwei, der großen Zwölf, hat er bereits einige Duelle hier in dieser Loge verfolgt. Es ist bereits lange her, dass er den Verlauf eines Duells wahrhaft interessiert beobachtet hat. Seit einigen Jahren hält er sich nahezu vollständig zurück und beteiligt sich nicht aus purer Lust und Laune an diesem Event. Vielmehr ist es die Pflicht, die ihn dazu drängt jedes Jahr hier auszuharren.

General Levion Sorin, der den Platz der Nummer drei belegt, gesellt sich mit einem seichten Grinsen auf den Lippen zu ihm auf die Polster und wirft ihm einen Seitenblick zu. Auch er hat jahrelange Erfahrung mit den Duellen, hat seine Neugierde daran allerdings nicht verloren. Entspannt legt er ein Bein über das andere, stützt seinen Kopf elegant auf seiner Hand ab und hat dabei seinen Blick auf die großen Monitore gerichtet.
„Ist dieses Jahr wieder niemand dabei, der deine Aufmerksamkeit erregt?", fragt er interessiert woraufhin Alastair lediglich die Luft ausstößt. „Die Magier heutzutage haben wohl einfach keinen Schneid mehr, richtig?", entgegnet Sorin und erntet ein ausdrucksloses Schulterzucken seitens Alastair. „Das ist nicht das, was mir fehlt", meint er daraufhin und nippt an seinem Glas. Neugierig hebt Sorin eine Braue und lehnt sich gespannt ein wenig näher zu seinem langjährigen Freund und Kameraden.
„Ich bin ganz Ohr", motiviert er Alastair fortzufahren.
„Gebt mir Magier, die clever sind. Magier, die Charakter haben. Magier, die sich nicht davor scheuen schmutzige Tricks anzuwenden. Solche, die ihren Ehrgeiz und ihre Ambitionen zur Priorität machen und alles nötige dafür tun, um ihre Ziele zu erreichen. Gebt mir Magier, die brennen", meint Alastair mit geballter Faust und lässt sich wieder zurück in die Polster fallen.
Schmunzelnd seufzt Sorin ehe er seine Sitzposition ändert.
„Nun, mit anderen Worten..du willst etwas anderes sehen, als zwei Erdmagier, die sich feige durch den Untergrund bohren. Jemanden, der nicht unüberlegt und blindlings vorprescht, wie die Energiemagierin, die Amaya so favorisiert. Und auch kein Duo, welches einzeln keine Chance hätte", fasst er präzise genau das zusammen, was Alastair geschickt umspielt hat. Ein zustimmendes und stummes Nicken ist Antwort genug in seinen Augen, während er sich mit Schwung erhebt und sein Glas mit zwei Fingern ansetzt.

Umherstreunend lässt er seinen Blick wandern und bleibt schließlich an den kleineren Monitoren im hinteren Bereich der Loge hängen. Selten, beinahe noch nie hatte er wirklich einen Blick auf die unwichtig wirkenden Bildschirme geworfen. Er vertrat früher, als er noch aktiv das Geschehen der Duelle verfolgte, die Meinung, dass die großen Magier, die als Sieger aus diesen Duellen hervorgehen würden mit Sicherheit unter den besten Zehn dabei sein würden und es somit unnötig wäre seine Zeit mit den zweitklassigen Teilnehmern zu verschwenden. Andererseits könnten ihn die platzierten Magier dieses Jahr wieder einmal nicht weniger langweilen, weshalb er sich dafür entscheidet einen Blick auf die unbeobachteten schwebenden Bildschirme zu werfen.

Sorin verfolgt ihn aus dem Augenwinkel, schweigt allerdings und widmet sich erneut dem Geschehen vor sich. Alastair setzt unmotiviert einen Fuß vor den Anderen und wird auf der Hälfte des Weges unhöflich von Veros angerempelt. Beinahe verschüttet er den Inhalt seines Glases und sieht besagtem General, der stürmisch die Loge verlassen hat, zornig nach.
„Ich bitte um Verzeihung, Alastair, doch ich habe es eilig!", ruft Veros entschuldigend, ehe er bereits aus der Tür verschwunden ist. Stirnrunzelnd sieht er ihm nach, da er sich bereits seit Beginn des Duells seltsam verhalten hat. Immer wieder tauschte er sich mit einem seiner niederen Dienstränge aus, verschwand für einige Minuten, tauchte plötzlich wieder auf und wirkte aufgeregt, beinahe nervös.

Augenverdrehend setzt Alastair seinen Weg fort und bleibt mehr oder weniger interessiert vor den Monitoren stehen. Die Bilder, die sie zeigen, unterscheiden sich jedoch kaum von denen, der großen Bildschirme. Der Teilnehmer auf Platz Zwanzig ist durch den Nebel überhaupt nicht zu erkennen, während Platz neunzehn, achtzehn und siebzehn sich mit ihren spitzen Waffen erdolchen und Plätze fünfzehn und sechzehn sich einen unnötigen Kampf sinnloser Zaubersprüche liefern. Es entlockt ihm beinahe schon ein Schmunzeln, so wahnhaft lächerlich empfindet er die Bilder.
Plätze vierzehn, dreizehn und zwölf ignoriert er komplett, da er einen weiteren Affenzirkus nicht vertragen würde und widmet sich somit dem Platz Nummer elf. Er beschließt diesem Teilnehmer mindestens für fünf Minuten seine Aufmerksamkeit zu schenken, da er sich schließlich nur einen Platz unterhalb der besten Zehn befindet.

Er stellt sich vor den entsprechenden Monitor und verlagert sein Gewicht dabei auf sein linkes Bein. Mit niedriger Erwartungshaltung hat er seine Augen auf den Bildschirm gerichtet und beobachtet das junge Mädchen mit den braunen, schulterlangen Haaren dabei, wie sie versucht sich im Nebel zurechtzufinden. Ein humorloses Lachen entkommt ihm und er schüttelt den Kopf. Es ist ohnehin schon beschwerlich genug die eigene Hand vor Augen zu sehen und dieses Mädchen denkt tatsächlich ihre Sonnenbrille aufzubehalten wäre eine gute Idee? Darüber kann Alastair nur weiterhin den Kopf schütteln, doch sein Entschluss Platz Nummer Elf mindestens für fünf Minuten zuzusehen kommt ihm wieder in den Sinn. Genervt knirscht er mit den Zähnen und verdreht seine Augen dabei.
Bei genauerem Betrachten fällt ihm auf, dass sich die Magierin als Einzige äußerst nahe der Barriere aufhält. Mit gerunzelter Stirn starrt er weiterhin auf den Bildschirm und fragt sich nebenbei, ob sie so clever war diese Position aus einem taktischen Grund gewählt zu haben oder ob sie sich einfach nur zufällig genau dort befindet.
Während seine Gedanken kreisen, kniet sich das Mädchen prüfend auf den Boden und legt ihre Handfläche flach auf den Untergrund. Für einige Sekunden verharrt sie in dieser Position ehe sie auf leisen Sohlen zielgerichtet weiter nach vorn schleicht. Alastair schürzt die Lippen und hält sich amüsiert sein mittlerweile fast leeres Glas an die Wange. Er kann sich nicht helfen, doch irgendetwas an dieser Teilnehmerin hat sein Interesse geweckt. Ihr Vorgehen wirkt zu abstrakt, als dass es nicht kalkuliert wäre, doch gleichzeitig lässt es ihn an seiner Theorie zweifeln.

„Na schön, du hast noch viereinhalb Minuten..wenn du tatsächlich eine Strategie verfolgst, dann zeige sie mir", flüstert er schief grinsend gegen den Monitor und leert sein Glas.

Blind FireWhere stories live. Discover now