- Kapitel 60 -

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Die Minuten vergehen in denen keiner der Beiden einen Laut von sich gibt. Kiana starrt weiterhin regungslos in den schwarzen Nachthimmel und denkt über Kennys Worte nach.
Bis vor wenigen Augenblicken war sie sich absolut sicher, dass Nathaniel sie irgendwie hier rausholen würde, doch nun..Kennys Erklärung ist nicht völlig an den Haaren herbeigezogen. Attentäter sind eben keine Wohltäter.
Doch würde Nathaniel die beiden wirklich im Stich lassen?
Die junge Feuermagierin reibt sich die Schläfen. Ihr Kopf brummt und die Gedanken überschlagen sich, als plötzlich ein dumpfes, prickelndes Geräusch die Stille durchbricht. Ein warmes Leuchten erfüllt ihre Zelle, weshalb sie angestrengt hinauf zum vergitterten Fenster starrt. Das Leuchten wird immer heller und gibt allmählich die Form einer Schwalbe zu erkennen.
Kiana kneift die Augen zusammen und kann sich ein Grinsen nicht verkneifen. Freudig steigt sie mit einem Bein auf ihre Pritsche und fischt hastig mit der Hand nach der flammenden Botschaft von Außerhalb.
Kenny hingegen hat die Augen derweil geschlossen, schielt allerdings soeben mit einem halb geöffneten Auge hinüber zu seiner Kameradin. Er beobachtet sie schweigend, wie sie die kleine Flamme in Form einer Schwalbe auf ihrer Handfläche balanciert und mit einem Schnippen die versteckte Botschaft entschlüsselt.
„Ha, ich wusste es doch! Nathaniel hat uns nicht im Stich gelassen. Er hat uns eine Botschaft geschickt", entkommt es ihr triumphal, woraufhin Kenny nur schnaubend die Augen verdreht.
„Ja, wahrscheinlich teilt er uns mit, wie gut das Bier in einem der Vororte Adarons schmeckt und er uns eine schnelle Hinrichtung wünscht", spottet der Feuermagier trocken, was Kiana ein erbostes Schnaufen entlockt.
„Nein du Idiot", murrt sie angesäuert. Eine kurze Phase der Stille kehrt ein, während die junge Magierin die Zeilen der Nachricht überfliegt. Mit einem schelmischen Grinsen gleiten ihre Augen hinüber zu Kenny, der es sich zwar nicht anmerken lassen will, doch mit Neugierde wartend auf der Pritsche liegt.
„Er hat einen Plan", klärt Kiana ihn kurz und knapp auf, woraufhin Kenny lediglich erstaunt die Brauen hebt.
„Ach ja? Und wie sieht dieser Plan aus?", bohrt Kenny weiter nach, während sich auch in anderen Teilen des Gebäudekomplexes interessante Gespräche entwickeln.

„Alastair du musst wirklich nicht hier bleiben. Es geht mir nicht so schlecht, dass ich einen Wachhund an meinem Fußende benötigen würde", entkommt es Ember peinlich berührt, während sie Kalen dabei zusieht, wie er sich gegen den Bettpfosten lehnt.
„Ich lasse dich heute Nacht nicht allein. Du hast heute zu viel Kraft aufgewendet. Die Heilzauber haben deine Schmerzen zwar vorübergehend abgeschwächt, doch wer weiß wann die Wirkung nachlässt. Deine Magierklasse ist schließlich nicht gerade bekannt dafür die Kunst der Heilung zu beherrschen", kontert Alastair lachend, woraufhin er Embers Kopfkissen ins Gesicht gedonnert bekommt. „Hey! Ich spreche nur die Fakten an", verteidigt er sich noch immer leise lachend, woraufhin Ember die Augen verdreht.
„Ich werde dich wohl nicht umstimmen können, sehe ich das richtig?", murrt sie mit verschränkten Armen und erntet ein entschlossenes Kopfschütteln seitens des schwarzhaarigen Magiers.
„Abgesehen davon können wir die Gelegenheit nutzen, um die nächsten Schritte der morgigen Etappe zu besprechen", erklärt er wieder gefasster und verschränkt die Hände hinter seinem Kopf, da der Stahlpfosten hinter ihm recht hart ist.
„Die nächsten Schritte? Darfst du mir denn überhaupt Hinweise geben?", hakt Ember skeptisch nach und winkelt ihre Beine an.
„General Sekurion hat beschlossen, dass jeder Teilnehmer, der einen Bindungspartner besitzt, sich mit diesem über einen helfenden Hinweis austauschen darf, da der heutige Tag von allen sehr viel abverlangt hat", entgegnet er ihr grinsend, woraufhin auch Ember zu schmunzeln beginnt. „Nun gut, was für einen helfenden Hinweis hast du denn anzubieten?", bohrt sie nach und sieht gespannt auf Alastairs vom Mondlicht angestrahltes Gesicht.
„Das hängt ganz von deiner Frage zur dritten Etappe ab", kontert er zwinkernd, was Ember ein leises Seufzen entlockt.
„Das wäre ja auch zu einfach gewesen, nicht wahr?..", meint sie nachdenklich und erntet ein stummes Nicken seitens Alastair. „In Ordnung, lass mich nachdenken. Unsere körperlichen Fähigkeiten und unsere Stärke wurden während der ersten Etappe auf die Probe gestellt. Die zweite Etappe befasste sich mit unserer mentalen Stärke..welche Aufgabe könnte die dritte Etappe beinhalten?..", spricht sie ihre Gedanken laut aus und wird dabei verträumt von Alastair gemustert.
Sie überrascht ihn immer wieder mit ihrem Scharfsinn und ihrer Fähigkeit alles um sich herum auszublenden, logisch nachzudenken, ganz gleich in welcher Situation sie sich befindet. Die Schmerzen, die sie verspürt, müssen trotz der Heilzauber noch immer enorm sein. Anders als die anderen hat sie keine großen körperlichen Schäden davongetragen, jedoch was ihre Kraft und ihre Energie angeht hat es sie ordentlich erwischt. Das sie noch immer in der Lage ist sich so auf eine Sache zu konzentrieren ist bemerkenswert. Ihr Training muss sehr hart und anstrengend gewesen sein, schießt es dem Schwarzhaarigen bewundernd durch den Kopf.

„Vielleicht eine Kombination aus beidem? Oder etwas völlig anderes..etwas, das ich nicht bedenke..", murmelt sie gedankenverloren vor sich hin und starrt dabei hinauf zur Decke.
„Sag mal..kann ich dich etwas fragen?", unterbricht Alastair ihren angestrengten Denkprozess und zieht ihre Aufmerksamkeit auf sich. Abwartend sieht sie ihm entgegen und hat ihren Zeigefinger dabei noch immer auf dem Kinn platziert.
„Wenn du an eine Person denken müsstest, die du am meisten auf der Welt bewunderst, welche wäre es?", stellt er ihr die Frage, die ihn auch persönlich sehr interessiert. Mit verwirrtem Blick und gerunzelter Stirn neigt Ember ihren Kopf und öffnet den Mund einen Spalt weit.
„Ist diese Frage Teil des Hinweises?", kontert sie neugierig mit der Gegenfrage.
„Es interessiert mich", entgegnet Kalen ihr neutral und starrt nach wie vor gespannt auf sie herab. Ember verzieht ihre Lippen zu einer schmalen Linie und denkt fieberhaft über ihre Antwort nach.
„Die Person, die ich am meisten bewundere..Es gibt um ehrlich zu sein nicht viele Menschen, die ich bewundere. Für die Meisten empfinde ich Nichts, Verachtung oder Gleichgültigkeit", antwortet sie langgezogen.
„Es muss zumindest eine Person geben", entgegnet Alastair ihr grinsend und wechselt seine Position, da es ihm allmählich zu unbequem wurde.
„Was ist denn mit..General Sekurion..zum Beispiel", meint er ächzend, während er seinen Kopf mit einer Hand auf der Matratze abstützt.
„General Sekurion? Nun, ich respektiere ihn und schätze seine Fähigkeiten, doch Bewunderung würde ich es nicht nennen", erklärt Ember nachdenklich. „Hmm..interessant..", murmelt der Schwarzhaarige grinsend. „Es ist nicht weiter von Belangen solltest du jetzt keine Antwort darauf haben. Ich werde es noch früh genug erfahren", entgegnet er ihr zwinkernd, woraufhin Ember fragend ihr Gesicht verzieht.
„Ach ja?", hakt sie skeptisch nach und erntet ein stummes Nicken seinerseits.
„Ja..sogar schon sehr bald..", murmelt er verschlafen und mit bereits geschlossenen Augen, ehe er in einen leichten Dämmerschlaf driftet.

Blind FireWhere stories live. Discover now