- Kapitel 166 -

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Eliana POV

Mürrisch stolpert Nathaniel hinter der Energiemagierin her, während er von Midan immer wieder angetrieben wird nicht zurückzufallen.
„Das Portal am Marktplatz hat uns einiges an Zeit gespart", murmelt die Blondine und sieht prüfend in den Himmel. „Wenn wir glück haben sind sie erst vor ein paar Stunden hier angekommen", fügt sie hinzu woraufhin Midan ihr nickend entgegensieht.
„Selbst wenn sie bereits den Heimweg in ihre Quartiere eingeschlagen haben..solange man ihn hier in den Kerker wirft können wir beruhigt schlafen heute Nacht", entgegnet der Blauhaarige. Eliana hingegen fasst sich nachdenklich ans Kinn und tritt einen Schritt näher an den Braunhaarigen heran.
„Ja..da stimme ich dir zu..doch..", beginnt sie, unterbricht sich jedoch selbst. „Nein, du hast recht. Lass uns keine Zeit mehr verlieren. Abgesehen von ihm haben wir noch eine andere Sache mit General Sekurion zu besprechen", fügt sie hinzu und macht auf dem Absatz kehrt. Während die drei Magier über den großen Vorplatz des Hauptquartiers des schwarzen Rings laufen senkt Nathaniel undefinierbar den Blick.
„Darf ich dich etwas fragen?", murmelt er leise, weshalb Eliana die Braue hebt.
„Sprich", fordert sie ihn ausdruckslos auf.
„Wieso hilfst du Ember? Wenn ich mich recht erinnere hast du während des gesamten Duells gegen sie gearbeitet. Was also hat sich geändert?", fragt er nachdenklich, woraufhin Elianas Gesichtszüge entgleiten und Midan lediglich verschmitzt grinsend zu ihr schielt. „Während des Duells waren alle Teilnehmer Konkurrenten. Das galt auch für Geschwister", entgegnet sie vage wird jedoch von Midan in die Seite geboxt. „Abgesehen davon jedoch..nun..es geht dich zwar nichts an doch..Ember und ich sind zusammen aufgewachsen hatten aber schon lange kein richtiges geschwisterliches Verhältnis mehr zueinander. Zu großen Teilen bin ich daran schuld. Ich habe sie im Stich gelassen..all die Jahre über", korrigiert sie sich verlegen, was sie mit gespielter Arroganz zu verstecken versucht. „Ich verstehe..sie hatte es also nicht leicht", stellt er fest und erntet ein ergebenes Seufzen seitens der Energiemagierin.
„Sie hatte alles, was sie brauchte. Ein Dach über dem Kopf, schöne Kleider, immer ausreichend zu Essen und liebende Eltern. Objektiv betrachtet ging es ihr nicht schlecht, doch..ich habe ihr das Leben schwer gemacht. Das kann ich nicht leugnen. Anstatt für sie da zu sein, mit ihr gemeinsam zu lernen und zu wachsen habe ich es bevorzugt sie vor den Kopf zu stoßen und sie auch gesellschaftlich auszuschließen. Es beschämt mich als zukünftige Repräsentantin des Hauses Akela so lange gebraucht zu haben, um das zu erkennen, doch letztendlich ausschlaggebend ist doch nur, dass ich es erkannt habe", meint sie ernsthaft betroffen, weshalb Nathaniel ein leichtes Schmunzeln auflegt.
„Ich kenne die genauen Umstände natürlich nicht. Auch was genau vorgefallen ist, ist mir unbekannt, doch..Dir ist klar, dass sie dir nicht verzeihen wird oder? Es ist also vergebene Lebensmühe mich nun vor General Sekurion zu zerren. Denkst du das würde für Ember irgendeinen Unterschied machen? Ich habe in ihre Augen gesehen. Ich habe es gesehen, weißt du? Sie ist skrupellos und entschlossen. Sie verzeiht nicht und sie vergisst nicht. Das gilt vermutlich auch für alle anderen Bereiche des Lebens", provoziert er teuflisch grinsend, was Eliana wütend die Brauen zusammenziehen lässt. „Tch, denkst du das weiß ich nicht? Ich kenne meine Schwester schließlich am besten. Mir ist durchaus bewusst, dass sie mir niemals vergeben wird. Die Chance ist so lächerlich gering, dass man sie getrost außeracht lassen kann", bestätigt die Blondine zähneknirschend, was den Feuermagier stutzen lässt.
„Wieso also? Wenn du das alles weißt..wieso dann die Mühe?", wiederholt er seine Frage mit ehrlichem Interesse.
„Weil sie meine Schwester ist! Weil das alles ist, was ich tun kann! Weil es das einzig Richtige ist, verstehst du das wirklich nicht? Hast du denn keine Geschwister? Du würdest doch genauso handeln wenn du an meiner Stelle wärst", brüllt sie ihm entgegen und lehnt sich bedrohlich nah zu ihm, woraufhin er erstaunt die Brauen hebt. Überrumpelt schielt er zur Seite, da er nicht weiß, was er darauf antworten soll.
Was er darauf antworten kann.
„Eliana, es reicht. Wir sind da", wirft Midan ein und deutet auf die schweren Eisentüren des schwarzen Rings. Seufzend fasst die Blondine sich an die Nasenwurzel und nickt stumm. „Wieso verschwende ich meine Zeit damit dir solche Dinge zu erklären? Du bist ein Attentäter. Wenn du ein Gewissen hättest wärst du wohl keiner", murmelt sie und öffnet die Türen, um Midan mit Nathaniel im Schlepptau hindurchschreiten zu lassen. Staunend klappt Midan der Mund auf.
„Wow, das sieht wirklich sehr nobel aus", haucht er beeindruckt.
„Was hast du denn erwartet?", lacht Eliana und vollführt eine ausladende Handbewegung. „Hier gehen tagtäglich die besten Magier ganz Adarons ein und aus", fügt sie grinsend hinzu und kommt nicht umher ein wenig Stolz zu empfinden. Auch wenn sie kein Teil des schwarzen Rings geworden ist, so ist sie dennoch sehr stolz darauf ihre Schwester hier dazuzählen zu können.
„Gib nicht so an", kontert Midan und schlägt ihr spielerisch gegen die Schulter, um sie wieder von ihrem hohen Ross runterzuholen. Eliana hingegen beugt sich lächelnd zu Setto herab und streicht ihm behutsam über den Rücken.
„Bist du bereit? Ember ist sicher noch hier. Sie wird sich unglaublich freuen dich wiederzusehen", flüstert sie und sieht Settos gelbe Augen strahlen. Zielsicher weist sie den Weg und bleibt direkt vor General Sekurions Tür stehen.
„Hier ist es", erklärt sie leise und atmet einmal tief ein und aus. Sollte Ember wirklich noch hier sein gibt es keinen anderen Ort an dem sie jetzt wäre. All die Monate über hat sie sich auf diesen Moment vorbereitet. Sie hat sich darauf gefreut, doch jetzt, da es endlich soweit ist überkommt sie die Angst.
Wie sie wohl reagieren wird?
Was sie ihr an Kopf werfen wird?
Ob sie sie an Ort und Stelle niederstrecken wird? Andererseits wäre all das gerechtfertigt.
Sie hat ihr Unbeschreibliches angetan. Es wäre völlig legitim. Völlig gleich wie sie reagieren wird Eliana wird es akzeptieren.
„Hör mal..unser Abkommen gilt nach wie vor..sollte mir etwas zustoßen kümmerst du dich um den Schattenpanther", murmelt sie an Midan gewandt, der ihr einen verwirrten Blick zuwirft. „Ich möchte, dass du Ember kein Haar krümmst. Ob sie mich angreift oder mich anschreit..ob sie mich verflucht oder direkt tötet..du wirst nicht einschreiten", weist sie den dunklen Magier an, der ihr mit großen Augen entgegensieht.
„Was redest du denn da? Ich werde nicht zulassen, dass sie dir etwas antut. Ich verstehe, dass sie zornig ist. Auch, dass sie dir sonst was an den Hals wünscht, doch..ich werde nicht zulassen, dass dir etwas geschieht", kontert er. „Doch, genau das wirst du. Ich werde dich andernfalls nicht mit hinein nehmen. Ich habe dir schon einmal gesagt, dass ich mich den Konsequenzen stellen will und muss. Ich akzeptiere jede Strafe. Ganz besonders wenn sie von meiner Schwester persönlich getroffen wird. Das ist eine Sache zwischen ihr und mir. Ich bin dir unendlich dankbar, dass du mich bis hierher begleitet und unterstützt hast aber da muss ich durch", erklärt sie und erntet ergebenes Seufzen seitens Midan.
„Wenn es dein Wunsch ist", murrt er und unterdrückt aufkeimende Widersprüche.

Nathaniel hingegen lauscht dem Gespräch mehr als verwundert. Er versteht einfach nicht, was in Eliana vorgeht. Das ist ihm quer übers Gesicht geschrieben.
„Nun denn..", reißt Eliana die Aufmerksamkeit aller auf sich und hebt die geballte Faust, um an der Tür zu klopfen.

Blind FireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt