- Epilog -

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„Willst du dir nicht doch flachere Schuhe anziehen? Was wenn du fällst?", drängt Nathaniel seine Schwester, die nur die Augen verdreht und sich bereits bei ihrem Vater eingehakt hat.
„Hör mal Brüderchen, ich habe Embers Auftritt heute bis ins kleineste Detail geplant. Von den Ohrringen bis hin zu den Schuhen. Ich habe ihr Make-up peinlichst genau auf die Farbe ihres Kleides und ihrer Schuhe abgestimmt. Sie wird sicher nichts daran ändern, verstanden?", zetert Eliana und presst ihren Zeigefinger drohend in Nathaniels Brust.
„Hört schon auf ihr Zwei. Ich werde nicht fallen. Sollte ich dennoch unsicher auf den Füßen sein kann ich mich doch einfach auf euch beide stützen", wirft Ember nun ein und deutet auf ihren Vater und Nathaniel.
„Da, siehst du? Ember vertraut meinem Modegeschmack eben. Sie muss heute schließlich umwerfend aussehen", triezt Eliana und ergreift Embers freie Hand mit ihrer. „Heute ist immerhin der glücklichste Tag deines Lebens, nicht wahr?", fügt sie hinzu und sieht ihrer Schwester strahlend entgegen.
„Ja, das ist er tatsächlich", entgegnet sie lachend und schenkt auch ihrem Vater ein Lächeln. Überglücklich verfolgt Ember weiterhin die Zankerei zwischen ihren Geschwistern und kann nicht fassen, dass alles so gekommen ist. Nachdem Nathaniel die Familie kennenlernte, die sie großzog stärkte sich das Band zwischen den beiden nur noch weiter. Auch Eliana und Nathaniel verstanden sich auf eine schräge Art und Weise gut miteinander. So kam es schließlich, dass Nathaniel ihnen in kleinem Kreise erzählte, was damals genau vorgefallen ist. Wieso Embers leibliche Eltern sie aussetzten, was danach geschehen ist, wie er aufwuchs, wie sehr er einige Entscheidungen seines Lebens bereute. Nathaniel wurde immer öfters zu den Akelas eingeladen bis es schließlich zur Gewohnheit wurde, dass die beiden ihren Heimaturlaub des schwarzen Rings immer gemeinsam antraten. Sowohl Nathaniel als auch Alastair wurden von ihrer Familie herzlich aufgenommen. Sie haben ihren Bruder sogar so lieb gewonnen, dass sie ihm eines Tages anboten ihn ganz offiziell in der Familie Akela aufzunehmen. Anfangs starrte er ihnen fassungslos entgegen, da er nicht damit rechnete. Er gestand Ember damals, dass er mehr als zufrieden damit war, dass sie ihn so nett aufnahmen. Dass sie ihm nun sogar ihren Nachnamen sowie Adelstitel übergeben würden verkraftete er beinahe nicht. Nachdem Ember und auch Eliana wochenlang auf ihn einredeten knickte er letztlich ein und nahm das Angebot der Akelas ehrfürchtig an. Seit jenem Tag begann Eliana ihn liebevoll Brüderchen zu nennen, was ihn anfangs erröten ließ. Natürlich stand es ihm als nicht gebürtiger Akela nicht zu, die Repräsentantenform zu übernehmen, doch das wollte er auch nicht. Stattdessen half er Eliana unterstützend bei finanziellen und wirtschaftlichen Belangen.
Ember muss gestehen, dass die beiden ein wirklich hervorragendes Team bilden.
Dass sie einmal so glücklich sein würde ihre Familie um sich herum zu haben hätte sie nicht gedacht. Nicht nachdem sie sich stets wie eine Gefangene im goldenen Käfig sah.

Und doch steht sie nun heute hier vor den Toren der Stadtkirche.
Neben ihr ihr Vater.
Auf der anderen Seite ihr Bruder.
Eliana, die gemeinsam mit Kairyan und Arryn zu Embers Trauzeugen zählt ist bereits ins innere verschwunden, jedoch nicht ohne ihr verschwörerisch zuzuzwinkern.
Als die Musik zu spielen beginnt werden die schweren Holztüren geöffnet. Mit einem seichten Lächeln hebt die Brünette den Blick und starrt auf Alastairs breiten Rücken. Elegant schreitet sie in Begleitung der beiden Männer den Mittelgang entlang.
Die Reihen der Kirche sind gut gefüllt.
Unter den Gästen sind unter anderem einige alte Bekannte ihrer Heimat sowie natürlich Kameraden des schwarzen Rings. Sie entdeckt Kion relativ mittig, der ihr verschmitzt entgegengrinst. Sie kann sich noch gut an die zweite Etappe des Duells erinnern. Damals hatte er einen ähnlichen Ausdruck auf dem Gesicht, als sie den inoffiziellen Machtkampf gegen ihn verloren hatte.
Auch die Luftmagierin Arsu winkt ihr freudig zu. Es ist schön ihre alten Konkurrenten an solch einem Tag wiederzusehen. Doch am meisten lassen die vorderen Reihen ihr Herz höher schlagen.
Hera sieht bezaubernd aus in ihrem rosefarbenen Kleid, während Japser in schwarzem Anzug neben ihr sitzt. Auch Dewi hat sich für den heutigen Tag herausgeputzt und lässt sich die Fliege gerade von Raven richten. Auch der dunkle Magier sieht in seinem mitternachtfarbenen Anzug sehr elegant aus. Ray und Darko stehen platzend vor Stolz am Rand und sehen ihr breit lächelnd entgegen.
Neben ihnen entdeckt sie auch einige Mitglieder aus Hales Trupp. Er ist mit seinen besten Männern gekommen. Er meinte noch vor wenigen Tagen, dass er sich um den Schutz der Zeremonie kümmern würde, dass er tatsächlich solche Geschütze auffahren würde hatte die Brünette jedoch nicht erwartet. Grinsend nickt sie der Nummer eins zu, der seinen Kopf respektvoll senkt. Die Freude ist ihm wahrlich ins Gesicht geschrieben.
Als ihn die Nachricht erreichte, dass Alastair Ember tatsächlich einen Antrag gemacht hatte war er völlig aus dem Häuschen. Natürlich ließ er sich das nicht anmerken, doch spätestens ab dem Moment, als Ember ihm anbot gemeinsam mit Levion einer der Patenonkel ihrer zukünftigen Kinder sein zu können schwirrten unzählige kleine Blitzkugeln um ihn herum. Er dachte, dass sie das nur aus einem Scherz heraus sagte, da sich das Thema so ergab, als er sie persönlich aufsuchte um dem Paar zu gratulieren. Doch Ember fügte am Ende noch hinzu, dass sie es durchaus ernst meinte.
Da er selbst keine Familie besitzt und dieser Zug wahrscheinlich auch schon für ihn abgefahren ist freut er sich umso mehr darauf in seiner zukünftigen Rolle als Patenonkel aufzugehen. Seine Gedanken driften für einen Moment ab.
Er würde die kleinen zu ordentlichen Magiern machen, denkt er und ballt entschlossen die Hände zu Fäusten.
Während Ember ihren Weg weiter entlang schreitet wirft sie auch einen Blick auf die rechte Seite der Bänke. Alastairs Familie sieht ihr stolz entgegen, da auch sie glücklich darüber sind, dass der bislang ewige Junggeselle sich endlich binden würde.
Midan sitzt neben ihrer Mutter und Tarik auf der Bank und hat Setto dabei auf dem Arm, während sein kleiner Bruder Moran Setto liebevoll über den Rücken streicht. Der Blauhaarige nickt ihr lächelnd zu und richtet seinen blick wieder nach vorn.
Auch Ember kann ihre Augen nun nicht länger von Alastair nehmen. Seine schwarzen Haare sind ordentlich zur Seite gekämmt und der schwarze Anzug lässt ihn noch erhabener wirken, als seine Uniform. Mei sitzt derweil auf Hales Schulter und beobachtet jede Bewegung ihres Herrchens genau.
Wenige Meter vor dem Altar lassen Nathaniel und ihr Vater von ihr ab. Sie werfen ihr stolze Blicke zu, ehe sie Alastair entgegensehen. Noch bevor die beiden Embers Hand in Alastairs legen können erhellt sich das innere der Kirchenmauern.
Verwirrt beäugen alle Anwesenden die seltsame Erscheinung, die sich direkt neben Ember manifestiert.
Hale macht sich schon bereit aufzuspringen, als Ember ungläubig den Mund öffnet.
Die roten Haare des Magiers sind ordentlich nach hinten gebunden, während er seine Hände hinter seinem Rücken verschränkt hat. Embers Herz setzt für einen Schlag aus, als sie erkennt wessen Aura sich ihr zeigt.
„Salem..", haucht sie erstickt. Auch Alastair weitet seine Augen bei dem Anblick seines alten Kameraden. Salem hingegen sieht sich mit einem Lächeln um, ehe er die Lücke zwischen den beiden Feuermagiern schließt. Er sieht Embers Vater entgegen und streckt seine Hand aus. Nathaniel versteht sofort auf was er hinaus will und nickt ebenfalls lächelnd. Mister Akela sowie ihr Bruder legen Embers Hand in die des Gefallenen.
Ember hingegen kämpft mit den Tränen und starrt Salem fassungslos entgegen. Seine Hand ist warm und ein Gefühl von Vertrautheit macht sich in ihr breit, nimmt ihr jegliche Aufregung und Nervosität.
Hale nimmt derweil wieder Platz und sieht den dreien voller Stolz entgegen. Der schwarze Ring ist nicht nur eine Vereinigung starker Magier. Der schwarze Ring ist eine Familie. Das hier..diese Szene ist Beweis genug dafür, denkt er und legt eine Hand auf seine Brust.
Ember umgreift Salems Hand mit festem Griff und sieht ihm noch einmal lächelnd entgegen, ehe er sie die letzten Meter zum Altar begleitet. Kurz vor Alastair bleiben sie stehen, woraufhin der dunkle Magier seine Hand ausstreckt.
Dabei sieht er Salem tief in die Augen.
Ihm seine zukünftige Frau zu übergeben..das passt zu ihm, denkt er verschmitzt grinsend, ehe Salem Embers Hand sachte in seine gleiten lässt. Der Feuermagier umschließt die Hände der beiden mit seinen und schließt die Augen für einen Moment.
Sein Lächeln ist breit als er sich zaghaft von ihnen löst. Er entfernt sich einige Schritte von ihnen und sieht seinen alten Kameraden auf der Kirchenbank entgegen.
Allesamt ringen mit den Tränen und Hera entkommen leise Schluchzer. Salem sieht ihnen kopfschüttelnd entgegen, ehe er winkend seinen Arm in die Höhe hält.
Ein noch breiteres Grinsen bildet sich auf seinen Lippen bevor er sich tief vor Ember und Alastair verneigt. Auch wenn er nur in dieser Form an diesem wunderschönen Tag teilhaben kann..es erfüllt ihn mit Freude und Stolz seinen beiden Kameraden zur Seite stehen zu können. Nachdem er den Weg für Ember geräumt hatte und sie in seine Fußstapfen der rechten Hand Alastairs trat war es ihm eine Herzensangelegenheit sie nun auf diesem Weg zu begleiten.
Auch wenn es nur ein paar wenige Schritte gewesen sein mögen.
Er ist glücklich, dass auch er Teil des Weges in den heiligen Bund der Ehe sein durfte.
Das Brautpaar sieht ihm gerührt entgegen, während Alastair seine Frau zu sich zieht.
Salems Erscheinung verblasst allmählich wieder, während er den beiden einen letzten Blick zuwirft bevor er völlig verschwindet.
Ergriffen klammert Ember sich an Alastair, der ihr sachte über die Wange streicht.
Levion, der die Eheringe der beiden verwahrt stellt sich freudig neben das Paar, als der Priester um die Ringe bittet. Embers Augen weiten sich, als sie den goldenen von Schattengranaten besetzten Ring erblickt.
Kairyan und Arryn werfen sich wissende Blicke zu. Alastair hatte die beiden tagelang durch die Grotten des Königreichs Terz gejagt, um an die Schattengranate zu gelangen.
„Ich sagte dir doch..dass dich die Wahl des Verlobungsrings umhauen würde..der Ehering jedoch wird alles übertreffen", flüstert Alastair, als er ihr den Ring ansteckt.
Embers Augen funkeln wie Diamanten, als sie ihrem Ehemann entgegensieht.
Erneut streicht er ihr über die Wange, während er sich nah zu ihr herabbeugt. Seine Lippen treffen auf ihre, was Embers Herz höher schlagen lässt. Es fühlt sich an wie beim ersten Mal. Nein, sogar noch besser, schießt es ihr durch den Kopf, während sie sich in diesem Kuss verliert.
Sie weiß nicht was die Zukunft mit sich bringen wird, doch einer Sache ist sie sich sicher.
Mit den Menschen, die sie hier und heute umgeben..mit den Menschen, die leider nur noch in ihrer Erinnerung an ihrer Seite sein können..wird sie alles meistern können.
Endlich,
Schießt es ihr durch den Kopf, als sie in Gedanken einem strahlend blauen Himmel entgegensieht.
Der goldene Käfig hinter ihr liegt verbeult und ruiniert am Boden, während sie die weit ausgestreckte Hand Alastairs ergreift und gemeinsam mit ihm über die prachtvoll blühende Sommerwiese läuft.
So fühlt sich also die Freiheit an..

Blind FireWhere stories live. Discover now