- Kapitel 11 -

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„Ember? Was um alles in der Welt machst du denn hier?!", flüstert er wütend.
„Dir den Hintern retten", kontere ich ausdruckslos und versuche die Anzahl der Personen zu zählen, die sich auf der Oberfläche vor uns befinden.
„Das sehe ich selbst aber wie bist..ich meine, ich habe dich doch..wieso bist du hier?", stammelt er nervös woraufhin ich mich ihm grinsend zuwende. „Denkst du wirklich ein bisschen Eis an meinen Füßen hält mich auf?", frage ich frech und hebe dabei eine Braue. Verdutzt blinzelt er mich an und scheint nur langsam zu verarbeiten, was ich ihm gerade gesagt habe. „Hör zu, jetzt ist nicht der Zeitpunkt, um über solche Belanglosigkeiten zu diskutieren. Die Sache ist ernst. Vor uns befinden sich einige Nekromanten, die gerade eine Armee Untoter auf ein paar Erdmagier hetzen. Hinter uns sind noch immer diese zwei Trottel von Energiemagiern, die scheinbar einen Narren an uns gefressen haben, also sollten wir uns schleunigst überlegen, wie wir hier heil rauskommen", setze ich ihn ins Bild und ernte Fassungslosigkeit seinerseits. „Woher..", haucht er überfordert, woraufhin ich die Augen verdrehe.
„Woher ich das weiß spielt doch gerade überhaupt keine Rolle. Hör mir jetzt gut zu, denn wir haben nur eine Chance, okay?", meine ich und rüttle an seinen Schultern. „Vor uns auf der rechten Seite liegen mehrere Felsbrocken, die gerade groß genug sein könnten um einen einigermaßen guten Sichtschutz abzugeben. Wenn du also kein Leichenschmaus werden willst solltest du die Beine in die Hand nehmen und rennen, was das Zeug hält, verstanden?", weise ich ihn an, woraufhin er verwirrt die Stirn runzelt.
„Moment, und was ist mit dir?", fragt er überrumpelt, während ich von seinen Schultern ablasse.
„Ich komme nach, sobald du es hinter den zweiten Erdbrocken geschafft hast", versichere ich ihm und sehe, wie er mit sich hadert. Ich kann nicht sagen, ob sein Zögern aus Sorge oder Misstrauen herrührt. „Komm schon! Das ist die beste Chance, die wir haben. Wir haben keine Zeit, um uns einen besseren Plan auszudenken. Sobald du die Erdspalte verlässt werden dich die Energiemagier entdecken, das heißt du solltest deine Deckung hoch halten und dich auf mögliche Angriffe vorbereiten. Sie werden es nicht wagen den Nekromanten in die Quere zu kommen, weshalb du sicher sein solltest sobald du hinter den zweiten Erdbrocken fliehen konntest. Hast du verstanden?", hake ich nach und sehe ihn mit dem Kopf nicken.
„Okay, pass auf, wir ziehen deinen Plan durch. Ich gebe dir Deckung, sobald ich auf Position bin damit du nachkommen kannst", entgegnet er woraufhin ich dankend nicke.
„In Ordnung", bestätige ich und sehe ihm dabei zu, wie er sich an den gegenüberliegenden Rand der Erdspalte begibt.
„Wir sehen uns", meint er ehe er sich mit Schwung vom Boden abstößt und aus meinem Sichtfeld verschwindet.

Schnell verfolge ich die Spur seiner Schwingungen und gleiche seine Position mit denen der umliegenden Magier ab. Ich erkenne, wie er sich hinter den ersten Erdbrocken wirft und für einen Moment ausharrt. Die zwei Energiemagier hinter mir haben ihn mittlerweile tatsächlich entdeckt, doch scheinen keinen Angriff zu starten.
Wie ich erwartet hatte nehmen sie sich vermutlich vor den Nekromanten in Acht.
Auch ich ziele darauf ab eine Begegnung mit ihnen zu vermeiden. Sie verkörpern mit Abstand die widerlichste Klasse der Magier. Ihre Kraft ist es Seelen des Jenseits für ihre Zwecke zu nutzen. Sie können sie in Form von geisterhaften Wesen einsetzen oder sie sogar in temporäre Körper transferieren. Je nachdem, wie stark ihre Kräfte ausgeprägt sind.
Wie dem auch sei, das Ekelhafte daran sind nicht die Magier selbst, sondern die verwesenden Seelen, die einen attackieren.
Nicht nur diese Tatsache bereitet mir Bauchschmerzen, sondern vielmehr das, was passiert sollte dich tatsächlich einer dieser Untoten in die Finger bekommen. Eine Berührung von ihnen reicht bereits aus, um den schwarzen Tod zu übertragen. Zunächst zeichnet sich lediglich ein kleiner schwarzer Fleck auf der Stelle ab, an der man berührt wurde. In Windeseile wächst dieser Fleck und breitet sich auf dem gesamten Körper aus. Dieser Zauber ernährt sich von der Lebensenergie des Opfers und saugt dem Körper, im wahrsten Sinne des Wortes, das Leben aus. Es ist also durchaus nachvollziehbar, dass man Nekromanten eher nicht über den Weg laufen will und erst recht nicht während des Duells der magischen Künste.

Schwingungen aus Arryns Richtung lassen mich meine Aufmerksamkeit wieder auf das Geschehen richten. Langsam krabble ich auf die andere Seite des Erdspalts und spähe vorsichtig über den Rand. Ich entdecke Arryn, der es mittlerweile hinter den zweiten Erdbrocken geschafft und auf mich zu warten scheint. Prüfend werfe ich zuerst einen Blick über meine Schulter und anschließend zu den Nekromanten, die noch immer mit den Erdmagiern beschäftigt sind, ehe ich mich aus dem Spalt hinausschwinge und lossprinte.
Dicht an den Felsen hinter mir gepresst warte ich einen Moment ab bevor ich auch die letzten Meter überwinde, die mich noch von Arryn trennen.
Schwer atmend lehne ich mich gegen den Erdbrocken und schiele grinsend zu Arryn, der gerade die Armee der Untoten im Auge behält. „Siehst du? Hat doch super funktioniert", schnaufe ich leise und komme allmählich wieder zu Atem. Die letzten Minuten haben mir einiges abverlangt und nun, da ich etwas Ruhe finde spüre ich die Schmerzen, die ich von der enormen Druckwelle davongetragen habe, ganz deutlich.

„Wieso hast du das getan?", erklingt Arryns raue Stimme leise neben mir, während er den Blick noch immer konzentriert auf die Nekromanten richtet. „Ich schuldete dir noch etwas", meine ich schulterzuckend und werde im nächsten Moment verwirrt von ihm gemustert.
„Ich habe dich ganz zu Beginn des Duells an Ort und Stelle festgefroren und du rettest meinen Arsch weil ich ein paar Pfeifen vor dem Duell zurechtgewiesen habe?!", erklärt er fassungslos die Situation.
„Ganz recht", entgegne ich ihm schief grinsend und ernte ratloses Kopfschütteln seinerseits.
„Du bist wahnsinnig", murmelt er woraufhin ich leise in mich hineinlache.
„Du wiederholst dich", kontere ich und sehe die Luftmagierin mit dem Gehstock über unseren Köpfen vorbeifliegen.
Ich spüre, wie meine Augen zu glänzen beginnen, da das meine beste Chance ist die Nekromanten und ihre Armee der Untoten zu umgehen.
„Wie auch immer, ich habe eben nicht gern Schulden bei anderen. Hiermit wären wir also quitt", meine ich und hauche die Worte des Glutleinenzauberspruchs. Ich fokussiere erneut das hintere Ende des Gehstocks an, ehe ich im nächsten Moment auch schon vom Boden abhebe.
„Ember? Ember!", presst Arryn so leise wie möglich hervor, während ich ihm lächelnd von oben zuwinke. „Pass gut auf dich auf, nochmal rette ich deinen Arsch nicht. Wir sehen uns am Ziel!", rufe ich ihm zu ohne ihn direkt anzusehen, um den Gegnern seine Position nicht zu verraten. Im Normalfall wäre mir das egal gewesen, doch dann hätte ich all die Schmerzen von eben völlig umsonst erlitten.

Fassungslos sieht Arryn mir nach und rauft sich die braunen Haare, die ihm nun wild vom Kopf abstehen. Ein Schmunzeln schleicht sich auf meine Lippen, da er in diesem Zustand äußerst amüsant aussieht.
„Du schon wieder!", lenkt die Luftmagierin meine Aufmerksamkeit auf sich, woraufhin mir das Lachen vergeht. Angestrengt blicke ich nach unten und stelle fest, dass wir die Nekromanten noch nicht hinter uns gelassen haben. Die Leine zu kappen kommt momentan also nicht in Frage. Lieber stelle ich mich der Luftmagierin, ehe ich dem schwarzen Tod ins Auge sehe.

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