- Kapitel 103 -

2.2K 205 20
                                    

Während Ember freudig vom Chaoshaufen in Empfang genommen wird bereitet sich auch Alastair auf den Besuch seines langjährigen Freundes vor. Unruhig tigert er in seiner kleinen Kerkerzelle umher. Levion hatte sich am frühen Morgen bei ihm gemeldet und ihm einen Besuch am Abend versprochen. Der Schwarzhaarige war gespannt darauf, wie sich die Lage entwickelt hat. Gerade als seine Gedanken abzuschweifen drohen, hört er wie sich die eisernen Tore des Kerkers öffnen. Sein Blick huscht nach links, wo ein immer heller werdender Lichtschein einer Fackel an den Wänden entlang tanzt.
„Alastair, gut siehst du aus", grüßt Levion gewohnt lächelnd, während der Schwarzhaarige lediglich seine Augen verdreht und näher an die Gitterstäbe herantritt. Seine filigranen Finger umfassen die Stäbe während er seinem Freund gespannt in die Augen sieht.
„Wie geht es Ember? Weißt du, ob sie schon ins Quartier gezogen ist? Hast du mit ihr sprechen können seit der Siegerehrung?", sprudelt es eilig aus ihm heraus, woraufhin Levion beruhigend mit den Händen gestikuliert.
„Meine Güte..dir wird bald der Prozess gemacht und das ist das Einzige, was dich interessiert?", entgegnet er ihm mit halbem Grinsen. Alastair hingegen hält eine Antwort auf diese Gegenfrage nicht für nötig.
„Ist ja schon gut. Ich habe nichts von Ember gehört. Anscheinend soll sie aber heute ins Quartier gezogen sein, wie ich von Chronus erfahren habe", erklärt er und hängt die Fackel in die dafür vorgesehene Wandhalterung. Ein leises Schnauben entkommt dem dunklen Magier, während er seine Arme vor der Brust verschränkt.
„Wieso weiß dein stellvertretender Truppführer denn so gut Bescheid?", nuschelt er, woraufhin Levion amüsiert eine Braue hebt.
„Höre ich da etwa Eifersucht in deinem Tonfall?", triezt der Langhaarige und erntet erneutes Schnauben.
„Mach dich nicht lächerlich. Immerhin scheint es ihr gut zu gehen..das ist die Hauptsache", meint er und lässt den Blick sinken.
„Mach dir keine Sorgen um sie. Ember wird sicherlich allein klarkommen. Schließlich ist sie jetzt ein Teil des Chaoshaufens", entgegnet Levion lächelnd, was Alastair allerdings in keinster Art und Weise beruhigt.
„Ja..das ist auch etwas, was mir zu schaffen macht..", murmelt er in seinen Kragen während Levion die Stirn runzelt.
„Dein Trupp wird schon mit ihr fertig werden", meint er lachend.
„Ich frage mich eher, ob Ember mit ihnen fertig wird..", korrigiert er den Langhaarigen, dessen Lachen verstummt ehe er seinem besten Freund die Hand auf die Schulter legt.
„Nun sieh nicht alles schwarz. Dein Trupp ist außergewöhnlich, das mag sein, doch Ember ist es auch. Wo sollte sie also besser aufgehoben sein, als bei deinem Trupp? Die Vielfältigkeit und die Besonderheiten sind es, die deinen Trupp so stark machen. Keine Sorge, sie wird schneller hineingewachsen sein, als du hier rauskommst", fügt er zum Abschluss scherzend hinzu und entlockt Alastair somit ein kleines Lächeln. Dankend nickt er ihm zu ehe sein Gesichtsausdruck wieder ernster wird.

„Wie sieht es an den anderen Fronten aus? Schon etwas Neues?", hakt er nun nach, weshalb auch Levions Gesicht ernstere Züge annimmt.
„Nein, leider nicht. Trotz meiner guten Beziehungen zum Königshof konnte ich nicht die geringste Kleinigkeit herausfinden. Die Angestellten sind sehr verschwiegen und die Magier am Hof sehr diskret. Wir werden also deinen Prozess abwarten müssen", überbringt der Langhaarige die eher schlecht als rechte Botschaft.
„Was sagt General Sekurion dazu?", bohrt er nickend weiter und entlockt Levion ein Seufzen. „General Sekurion will dein Leben keineswegs noch mehr gefährden indem er irgendwelche Steine ins Rollen bringt. Er ist ebenfalls der Meinung, dass es das Beste ist jetzt erst einmal ruhig zu bleiben und abzuwarten, bis sich die erste Unruhe gelegt hat", erklärt er, woraufhin Alastair nachdenklich nickt. „Sind schon irgendwelche Schritte geplant? Wie es nun weitergehen soll?", möchte er wissen und führt dabei eine Hand ans Kinn.
„Nun..ein wirklicher Plan wurde noch nicht gefasst, da auch Sekurion über die Gefahr seitens Veros Bescheid weiß. Jegliche Informationen, die er preisgibt könnten ihm und seinen Komplizen in die Hände spielen", erläutert Levion die Sachlage und verschränkt dabei seine Hände hinter dem Rücken. „In Ordnung, also ist alles so verworren und durcheinander, wie bisher", fasst Alastair die Situation treffend zusammen und erntet dementsprechend zustimmendes Nicken seitens des Zeitmagiers.
„Gut, das bedeutet zumindest, dass es nicht schlimmer geworden ist. Irgendwelche Neuigkeiten bezüglich der Attentäter?", schneidet er nun das nächste Thema an und sieht einen Funken in Levions Augen aufblitzen.
„Genau deshalb habe ich um dieses Treffen gebeten", entgegnet dieser ihm grinsend und entlockt Alastair nun ebenfalls ein schmunzeln. „Nun denn..was hast du herausgefunden?", hakt er neugierig nach und lehnt sich noch enger gegen die Gitterstäbe.
„Die Attentäter scheinen nicht nur aus dem Königreich Trios zu stammen, sie scheinen sogar Verbindungen zum dortigen Königshaus zu haben", weiht Levion den dunklen Magier ein, dessen Augen sich schockiert weiten.
„Das ist aber noch nicht alles, was mir zu Ohren kam. Scheinbar haben die Drei ihre Rückreise bereits angetreten", fährt er fort während Alastair nachdenklich an ihm vorbeisieht.
„Woher stammen diese Informationen?", hakt er nach und schielt aus dem Augenwinkel zu Levion. „Als sie zur Grenze geführt wurden habe ich eines meiner Truppmitglieder unbemerkt als Geleitschutz hineinschmuggeln können. Dieser berichtete mir von einem Gespräch, das die Drei führten. Der Name des zweiten Prinzen von Trios soll gefallen sein zusammen mit einer enormen Summe Geld", erklärt der Langhaarige sachlich.
„Weißt du was das heißt? Sollte der Prinz seine Finger mit im Spiel haben, so ist es auch möglich, dass der Rest des Königshofs involviert ist", spricht Alastair seine These laut aus.
„Du denkst an einen hinterhältig geplanten Angriff auf das Königreich Adaron, nicht wahr?", fragt Levion mit erhobener Braue und erntet stummes Nicken seitens Alastair.
„Traust du Trios das wirklich zu? Unsere Magier sind die Besten der Vier Lande. Keines der anderen Königreiche würde es wagen uns anzugreifen. Erst recht nicht seit das Bündnis mit dem südlichen Königreich Sever besteht", entgegnet Levion nachdenklich und sieht Alastair dabei zu, wie er in der kleinen Zelle auf und ab geht.
„Das ist wohl nicht abzustreiten, doch was wenn sie ihre Chance witterten?", wirft der dunkle Magier ein. „Du meinst Trios hat einen indirekten Angriff beabsichtigt?", stellt er die Gegenfrage.
„So in der Art..was wenn Trios den Angriff auf das Duell der magischen Künste nur unterstützt hat, um Unruhe in Adaron zu schaffen", führt Alastair seine These weiter aus.
„Ich verstehe. Du gehst davon aus, dass Trios den Fokus des Reiches auf etwas anderes lenken wollte, um so den Zeitpunkt des wahren Angriffs zu verschleiern", murmelt Levion nachdenklich und wägt gedanklich die Wahrscheinlichkeit dieses Szenarios ab.
„Ganz recht. Wie sagt man so schön? Aufgescheuchte Hühner rennen ziellos umher. Es wäre ein leichtes für Trios in dem derzeitigen Chaos einen Angriff auf das Königreich zu starten. Sie hätten das Überraschungsmoment auf ihrer Seite"

Blind FireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt