- Kapitel 186 -

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„Haltet durch! Verstärkt die rechte Flanke", weist Nathaniel seine Kameraden an, die angestrengt ihre Kraft bündeln.
„General Sekurion, die Barriere ist gesichert. Die Garde rückt langsam voran. Sie haben den äußeren Radius fast erreicht", berichtet der Braunhaarige und behält dabei die Umgebung im Auge. Sekurion hingegen hebt die Brauen, ehe er nachdenklich zur Seite sieht.
„Lasst sie noch ein Stück näher kommen", meint er und hechtet hinter einen Felsbrocken.
„Zieh einen deiner Kameraden vom Schutz der Barriere ab und koordiniere ihn in Richtung Front. Sieh zu, dass ihr ein Dreieck bildet", weist er den Feuermagier an, der allmählich ahnt worauf die Nummer eins hinauswill.
„Ich verstehe..Ihr seid wahrlich gewitzt", lacht Nathaniel und nickt Kenny zu. Dieser macht sich sogleich auf den Weg und sprintet nach vorn. Er zieht seine Kettenschwerter und wirft sie hoch in die Luft.
„Noch ein bisschen..", haucht der Feuermagier und sieht die Klingen im Licht der Flammen funkeln.
„Ich hätte nicht gedacht, dass ihr unseren Trick der Feuerfontäne durchschaut habt", lacht Nathaniel leise auf.
„Nun..es hat mich einiges an Zeit gekostet, das gebe ich zu..", entgegnet Sekurion grinsend. „..doch letztlich gibt es auch hinter den stärksten Angriffen ein Muster", fügt er hinzu, während Nathaniel anerkennend nickt.
„Auf mein Zeichen", weist Sekurion den Feuermagier an. Die Sekunden ziehen sich in die Länge.

Auch Kenny kann die Anspannung kaum noch abwarten. Der Grund weshalb den dreien ein solch starker angriff gelingt liegt an ihrer speziellen Koordination. Einer allein könnte keine solch große Feuerfontäne erschaffen. Zumindest nicht auf ihrer Magiestufe. Wenn er ehrlich zu sich ist würde er lediglich eine Fontäne der Stufe sechs erzeugen können, doch mit der Hilfe seiner Kameraden können seine flammenden Schwerter eine noch höhere Drehgeschwindigkeit erreichen. Dadurch erhöht sich auch die Kraft der Feuerfontäne. Voll ausgereift erreicht sie eine Magiestufe von zehn, gar elf. Eine Stufe, die normalerweise nur Großmagier ihrer Klasse erreichen können. Nathaniel ist wirklich ein Genie dieses Schlupfloch entdeckt zu haben, denkt Kenny grinsend und weitet seine Augen.
„Jetzt!", brüllt Sekurion und errichtet eine Blitzbarriere bestehend aus einzelnen Impulsen, die sich zu einem Netz formieren. Um das Tunnelsystem zu schützen und den Grund nicht einstürzen zu lassen legt er fast seine gesamte Kraft in die Verteidigung. Die Feuerfontäne der drei wird fast die Hälfte der Gardemagier auslöschen. Da die dunklen Magier die Nachhut bereits eliminiert haben verbleibt nur noch ein schwinden geringer Teil der Hauptstreitkraft seitens Trios. Das sollten sie mit den übrigen Magiern des schwarzen Rings schaffen können. Er wirft einen Blick zu Sorin, der ihm grinsend aus der Magiekugel neben ihm entgegensieht. „Du lässt dir ganz schön Zeit, Levion", grüßt er seinen Kollegen, der lachend die Augen schließt. „Sie kommen doch hervorragend zurecht, Sir", entgegnet der Langhaarige.
„Seid ihr durchgekommen?", hakt Sekurion nach und erntet bestätigendes Nicken.
„Ja, alles ist nach Plan verlaufen. Es werden keine weiteren Gardemagier über die Grenzen treten können. Sollten sie es dennoch versuchen finden sie sich in einer ewig andauernden Zeitschleife wieder", erklärt er mit hinter dem Rücken gefalteten Händen. Seufzend senkt Sekurion den Blick.
„Deine Angriffe sind wirklich beängstigend, Levion. Dennoch..sie vorzubereiten fordert wahrlich ihre Zeit", lacht der schwarzhaarige Energiemagier.
„Ein Angriff dieser Größe bedarf eben seine Zeit", säuselt Sorin.
„Wie lange braucht ihr um herzukommen?", hakt Sekurion nach und hört ein Schnippen.
„Keine Sekunde", kontert Sorin und steht innerhalb eines Augenblicks neben dem Energiemagier. Überrumpelt stößt Sekurion sich den Kopf an der Steindecke über ihm. Zischend reibt er sich den Hinterkopf und kneift dabei ein Auge zusammen.
„Mittlerweile sollte ich mich daran gewöhnt haben..", murmelt er, während Sorin erneut ein breites Lächeln aufsetzt.
„Sie haben sich dieser Situation schon länger nicht mehr gegenüberstehend wiedergefunden. Man vergisst schnell, wissen sie", triezt der Langhaarige, während Sekurion schmunzelnd auf ihn zukommt.
„In der Tat..das letzte mal muss eine halbe Ewigkeit her sein", bestätigt er und legt seinem Kameraden seine Hand auf die Schulter. „Errichte Sicherheitshalber eine weitere Zeitschleife mit Chronus. Falls der Angriff der drei Attentäter schief gehen sollte müssen wir Gegenmaßnahmen ergreifen. Wir dürfen uns nicht nur auf sie verlassen auch wenn einer von ihnen Embers Bruder ist. Ich gehe zwar davon aus, dass seine Kraft ausreicht, doch..auch deren stärkster Angriff hat seine Tücken", meint er nun wieder ernster, woraufhin Sorin die Brauen hebt, ehe er nickend den Blick senkt.
„Sehr wohl, Sir", entgegnet er und schnippt mit den Fingern.
Beide Magier starren an die Steindecke über ihnen und warten das Donnerwetter ab. Sekurion hatte das Gespräch zwischen Ember und Nathaniel mitgehört. Er hat die Worte des Feuermagiers deutlich verstanden. Er empfindet tiefen Respekt für ihn. Trotz der gegebenen Situation zurückzukommen..seine Schwester zu unterstützen obgleich so vieles zwischen ihnen liegt..Er nicht wissen kann was danach geschehen wird..er nicht wissen kann ob sie überlebt..ob er überlebt..Dennoch kann er sich nicht helfen.
Er verspürt trotzdem einen Hauch Skepsis. „Sag..Levion", bricht Sekurion die Stille. „Werden wir deine Zeitschleife brauchen?", fragt er und spürt sein Herz in seiner Brust pochen.
„Wer weiß..es gibt mehrere Wege der Zukunft. In den meisten werden wir sie nicht benötigen..in anderen wird sie bitter nötig sein", erklärt der Langhaarige und faltet seine Hände erneut hinter seinem Rücken.
„Deine Magie ist durchaus faszinierend", seufzt Sekurion und fährt sich durch die Haare.

Derweil konzentrieren Nathaniel und Kiana ihre Kraft auf Kennys Kettenschwerter. Die Flammen nehmen zu genau so wie die Drehgeschwindigkeit der Schwerter. Ein wahrer Tornado aus Feuer fegt über den Grund. Nun schließt auch Kenny seine Augen und atmet einmal tief ein und aus.
„Machen wir sie platt", haucht er und lässt seine Flammen aus seinem Körper schießen. Seine Augen glühen förmlich bei der Kraftaufwendung. „Das ist unser stärkster Angriff..", fiept Kiana verbissen während sie ihren Kern beinahe zweiteilt. Eine Hälfte nutzt sie für die Feuerfontäne während die andere noch immer die Barriere aufrecht erhält.
„Bitte..es muss einfach reichen", zischt sie während auch Nathaniel angestrengt die Zähne aufeinanderbeißt.
Sie dürfen nicht durchkommen.
Auch wenn Trios vielleicht die meisten Feuermagier beherbergt..so besteht die Garde übermäßig aus Lichtmagiern. Da auch die Königsfamilie dieser Magierklasse angehört haben sie seit jeher gerade die Lichtmagier gefördert. Es gibt nur wenige Feuermagier in den Reihen der Garde. Ein fataler Fehler wenn man recht darüber nachdenkt. Da hat man schon eine der mächtigsten Magierklassen im Königreich und nutzt sie nicht, denkt er sich verbissen und erinnert sich an seine Zeit in der Garde. Auch wenn Trios den geflohenen Feuermagiern Schutz und Asyl gewährte so sah man auch innerhalb dieses Reiches verachtend auf ihre Klasse herab. Einer der Gründe weshalb Nathaniel die Garde auch recht schnell wieder verließ. Man setzte ihn nur für Belanglosigkeiten ein, lachte über ihn und verhöhnte seine Manöverstrategien, die das Reich zur Spitze hätten bringen können.
„Selbst schuld..", grinst er und legt noch eine Schippe drauf. Die Feuerfontäne flackert an den Rändern leuchtend blau auf. Kenny starrt fasziniert hinauf und kann nicht fassen, dass sie solch einen mächtigen Angriff zustande bringen würden.
„Unmöglich..das muss mindestens Stufe zwölf sein!", entkommt es ihm euphorisch. Dieses Mal muss die Formation einem perfekten gleichschenkligen Dreieck entsprechen. Jene Form, die jeder Ecke des Dreiecks genau gleichviel Kraft bringt. Jene Form, die den Kraftfluss perfekt leitet.
„Unfassbar..", haucht er und ballt teuflisch grinsend seine Hand zur Faust. Auch Nathaniel kann sich sein Grinsen nicht länger verkneifen. Dass sie wirklich zu so etwas fähig wären..wie stark würde der Angriff wohl aussehen wenn statt Kiana Ember an ihrer Stelle stehen würde? Ob es dann überhaupt noch eine Fontäne wäre? Wäre es dann nicht bereits..
Plötzlich verspürt er enorme Schmerzen an den Fingerspitzen. Die Flammen verbrennen die erste Hautschicht des Feuermagiers, weshalb er mit schmerzverzehrtem Gesichtsausdruck auf seine Finger sieht.
Der Angriff ist zu stark für seinen Körper. Besorgt schielt er zu Kiana, der bereits Blut über den Handrücken rinnt. Er reißt seine Augen auf und will eben schon etwas zu ihr rüber rufen, als sie ihm zuvorkommt.
„Lass nicht nach! Wenn überhaupt dann leg noch mehr Kraft hinein!", brüllt sie und beißt die Zähne aufeinander. „Deine Schwester hat nur eine Chance wenn wir die Hauptstreitmacht vernichten! Du willst sie doch beschützen! Dann gib dein Leben für sie", schreit sie aus vollem Halse und intensiviert die Magie in ihren Adern noch weiter.
„Aber ihr-", setzt er zum Protest an, ehe er einen enormen Schub an magischer Kraft verspürt. Die Wunden an seinen Fingerspitzen heilen wie von selbst. Die Flammen haben keinerlei Effekt mehr auf ihn. Wenn überhaupt sind sie noch heißer geworden.
Die Farbe der Flammen ändert sich.
Nimmt ein tiefes blau an.
Nathaniel hebt die Brauen und starrt fassungslos auf seine Hände.
„Das ist unsere Chance!", hört er Kiana brüllen, die ebenfalls in blauen Flammen ertrinkt. Unsicher sieht er sich um.
Ember? Schießt es ihm durch den Kopf, während er sich suchend umsieht.
Hatte sie ihnen einen Teil ihrer Kraft geliehen? Unmöglich.
Aus dieser Entfernung wäre das undenkbar. Plötzlich fällt ihm ein rot leuchtendes Fellknäul ins Sichtfeld.
„Der Feuerfuchs..", haucht er und sieht ihm ungläubig entgegen. „Er..teilt seine Kraft mit uns", stellt er fest und schüttelt den Kopf. „Ember..du hast wirklich starke Verbündete", haucht Nathaniel grinsend und hebt den Blick erneut.
„Lass uns alles geben, Kiana!", brüllt er und sieht der Fontäne dabei zu, wie sie in gleißend blauem Licht badet.

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